An der Fachschule für Sozialwesen sorgt seit Montag, den 13. Juni Mischlingshündin Maila für eine besondere Schulatmosphäre. Sie steht im Zentrum eines Schulhundprojektes, das im Rahmen des Wahlfaches „Grundlagen der tiergestützten Pädagogik“ initiiert wurde. Hier soll ein kurzes Tagebuch einen kleinen Einblick gewähren- viel Spaß beim Stöbern.
[tab name=’Tagebuch‘]
Uff, der ersehnte Feierabend. Maila döst auf der Decke während ich diesen Eintrag schreibe. Wir hatten nur vier gemeinsame Unterrichtsstunden (mehr sollen es in der ersten Woche nicht werden) und sind beide hundemüde. Das Resümee des ersten Tages: wir sind hochzufrieden. Maila trabte gleich um 8 Uhr fleißig neben einer Gruppe Studierenden zum Goetheteich, die dort nach Schnecken, Egeln und sonstigen Teichbewohnern Ausschau hielten. Brav blieb sie am Wasserrand sitzen, während die Studierenden ihre Augen auf das Gewimmel unter der Wasseroberfläche richteten – auch wenn die Hündin zu gerne erschnüffelt hätte, was denn alle da so interessant finden….
In der Schule folgte eine Präsentation mit viel Medieneinsatz, gepaart mit Blitz und Donner und heftigem Regen, der sogar den Weg in den PC-Raum fand – so stark hat das Wasser gegen die Fenster gedrückt. Der Donner war überwältigend, ein Blitzeinschlag schepperte in unmittelbarer Nähe und das Geschrei in der Klasse war mindestens so laut. Nur Maila, auf ihrer „Auszeitdecke“ ist relativ cool geblieben. Kurz ist sie aufgestanden, hat geschaut, wie wir Zweibeiner hektisch werden, PCs runterfahren, die Sicherungen ausschalten, das Wasser aufwischen und den Hausmeister alarmieren. Noch während des allgemeinen Trubels lässt sie sich (mit einem kleinen, kaum hörbaren Seufzer) auf ihre Decke plumpsen. Sie ist tatsächlich ein Profi!
Alles in allem das Fazit: ein schöner, erster Tag, der sehr vielen montagsmüden Gesichtern ein warmes Lächeln und viele Ahs und Ohs (allesamt in hohem Singsang) entlockt hat.
Eine Unwetterwarnung hat uns ans Klassenzimmer gefesselt. Schade. Also findet „normaler“ Unterricht statt, den ich mit dem Vorstellen des heutigen Themas starte. Ich stelle mich also vor die Klasse und fange an zu reden. Mit freundlichem Gesicht, festem Stand und fester, dennoch freundlicher Stimme (typische Lehrer-Gesten) gebe ich „Energie in die Klasse“. Maila schaut mich zunächst verwundert an und versucht es dann mal mit Beschwichtigungsgesten. Sie tänzelt vor mir herum und fordert mich zum Spielen auf.Ich werde meinen Ausdruck mal vor dem Spiegel überprüfen ;)
Ich denke darüber nach, ob der ständige Wechsel der Gruppen, die mit heller Begeisterung in den Klassenraum strömen, auf Dauer für Maila zu stressig werden könnten. Schließlich arbeitet Sie normalerweise in einer festen Gruppe.
Ich beschließe, ihr häufiger die Möglichkeit zu geben im Nebenraum zu dösen, bei angelehnter oder geschlossener Tür. Ich hole sie auch erst dann in den Klassenraum, wenn alle bereits da sind. So muss sie sich nicht ständig aufgefordert fühlen die Ankommenden zu begrüßen.
Wenn dann alle sitzen und ich das Ok der Klasse bekommen habe, darf sie dann in Ruhe ihre Runde drehen und sich ihre Streicheleinheiten abholen. Danach liegt sie dann auf Ihrer Decke (naja, meistens direkt daneben).
Mit den Studierenden und KollegInnen habe ich ausgemacht, dass nur ich sie rufe oder andere Anweisungen erteile. Auch die Leckerchen bekommt sie nur von mir, damit sie eine sichere Orientierung hat.
Beim Kurzvortrag der Studierenden bleibt Maila ruhig liegen.
Schon nach drei Tagen stelle ich fest: Hunde fördern die Lehrer-Gesundheit! Während ich normalerweise in der Pause im Lehrerzimmer sitze und (tzz-tzz) Kaffee trinke, gehe ich jetzt im nahe gelegenen Wald spazieren. Bei strömendem Regen – das wird mein Immunsystem hoffentlich stählen – mit Parka und Gummistiefeln. Meist bleibe ich beim Zurückkommen noch etwas im Garten und plaudere mit den Studierenden – dabei lässt sich das ein oder andere Organisatorische klären, für das man mich normalerweise während der Pause vom Lehrerzimmertisch mit der herrlichen heißen Tasse Kaffee (seufz) aufscheucht.
Kein Gewitter, kein Regen, kein nasser Hund im Klassenzimmer. Statt dessen Unterricht im Wald und am Teich. Maila kennt den Weg mittlerweile gut und trabt beim Zurückkommen ganz selbstverständlich auf das Schulgelände zu. Dass Menschen ständig im Wasser rumwühlen findet sie aber immer noch seltsam.
Maila hat heute Pause.
Im Wald setzen sich die Studierenden ganz greifbar mit dem Thema Naturwissenschaften auseinander. Erde wird mit den Händen auf ihre Zusammensetzung überprüft und anhand einer Tabelle einer bestimmten Bodenqualität zugeordnet: Matschen als naturwissenschaftliche Untersuchungsmethode. Maila zerlegt in der Zwischenzeit einen Baumstamm und greift damit dem Thema der kommenden Unterrichtseinheit vor: Das Leben im Totholz.
Konkurrenz im Anmarsch. Eine Wanderung mit Eseln durch das Naturschutzgebiet der Griesheimer Dünen steht heute auf dem Programm. Die Langohren arbeiten hier normalerweise als Naturschützer und halten die Freiflächen kurz, damit die besonderen Pflanzen dieses Gebietes eine Überlebenschance haben. Doch heute traben sie bei sengender Hitze gemütlich neben der Gruppe Studierender her.
Störrischen Esel? Keine Spur! Die Esel zeigen sich sehr kooperativ. An der Weide angekommen suchen sie den Kontakt zur Menschengruppe, werden weder aufdringlich noch zeigen sie sich scheu – und das, obwohl sie nie von Menschen gefüttert werden. Ganz selbstverständlich und freiwillig folgen sie uns unter schattige Bäume, wo wir ihre Hufe überprüfen und die Führhalfter anlegen.
Und Maila? Sie musste heute sehr viel Denkarbeit leisten. In der ersten Spazierrunde scheint sie die abtrünnige Zweibeiner-Herde etwas ratlos zu machen. In der 2. Runde hatte sie dann den Dreh besser raus: schön Abstand zu den Eseln halten, die nicht lange fackeln wenn ihnen ein Hund zu nah auf die Pelle rückt. Und einfach nur mit-trotten. Ein Schattendasein zu führen hat an einem glutheißen Tag durchaus seine Vorteile.
[/tab]
[tab name=’Projekt-Infos‘]
Im Rahmen des Wahlfachs „Grundlagen der tiergestützten Pädagogik“ an der Fachschule für Sozialwesen, wird im Rahmen einer Projektarbeit Schulhund „Maila“ mit in den pädagogischen Alltag integriert.
Die Hündin wird mich, Jutta Frank-Gropper, Lehrkraft des Wahlfaches, während meines Unterrichtes in dieser Zeit dauerhaft begleiten. Das Projekt soll umfangreich dokumentiert und evaluiert werden.
Maila ist eine knapp 4 Jahre alte, etwa schäferhundgroße Mischlingshündin, die von ihrer Besitzerin im Rahmen der tiergestützten Pädagogik ausgebildet wurde. Seit 2 Jahren wird sie im Bereich der pädagogischen Jugend- und Kinderheim-Arbeit erfolgreich eingesetzt. Sie ist entsprechend haftpflichtversichert und hat alle erforderlichen Impfungen. Die komplette Schulgemeinde wurde informiert und hat dann über das Projekt abgestimmt. Ebenso liegen ein Hygiene- und Verhaltensregelplan vor.
Ich bin u.a. Biologie-Lehrerin an der AES, habe bereits eine Fortbildung im Bereich der tiergestützten Pädagogik absolviert und bilde mich nach wie vor weiter. Die Hündin ist mir seit ihrer Welpenzeit bekannt und mit mir vertraut.
Der 14-tägigen Projektzeit liegen folgende Regelungen zugrunde:
Den angehenden Erzieherinnen und Erzieher möchten wir als Schule die Chance bieten, sich neuen pädagogischen Wegen zu öffnen und diese professionell zu planen und zu evaluieren.
Wir sind sehr froh, dass wir dieses Projekt realisieren können und danken hier noch einmal allen (Kollegen, Schüler, Schulleitung, Schulamt…..) aus ganzem Herzen, die an dem Genehmigungsverfahren beteiligt waren!
Im Namen des Teams,
Jutta Frank-Gropper [/tab]
[end_tabset]