Glückliches Määääh statt Montagsblues in der Martinstraße
Wer in diesen Mai-Tagen morgens das Schulgelände der AES am Standort Martinstraße betrat, wurde nicht von montagsmüden Gesichtern begrüßt – sondern von einem quicklebendigem „Mäh“ und freundlichem „Möh“. Dahinter fünf neugierige Schafaugenpaare, die jeden Neuankömmling aus dem Schulgarten heraus aufmerksam beobachteten.

Die Tiere, fünf weibliche Skudden, standen gemütlich auf der noch frisch vom Tau glänzenden Wiese, kauten gelassen ihr Frühstück und verbreiteten dabei eine bezaubernd ruhige Atmosphäre. Das stetige Malmen der zierlichen Damen, ihr sanftes Blöken und das rhythmische Zucken ihrer Ohren erinnerten daran: Hier geht es nicht um Schnelligkeit oder Leistung – hier zählt das Jetzt. So startete der Unterrichtstag mit mehr Achtsamkeit, innerer Ruhe – und einer ganz neuen Verbindung zur Natur, mitten auf dem Schulgelände.

Statt Hektik und Schulstress lag eine besondere Gelassenheit in der Luft
„Die Tiere haben allein durch ihre Anwesenheit für eine heitere und entspannte Atmosphäre gesorgt. Es war deutlich zu sehen, dass sich viel mehr Studierende im Garten aufhielten!“ Marten (24), 1. Ausbildungsjahr 01FSS2
Schon nach wenigen Tagen wurden die Tiere zu einem vertrauten Teil des Schullebens. Wer vorbeikam, blieb kurz stehen, atmete durch oder ließ sich ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Selbst der anhaltend kühle und scharfe Wind war da kein Hindernis. Snaps, Reels und Fotos machten bald die Runde und so manches Profilbild zeigte statt dem eigenen Konterfei ein Schaf. Das auch weibliche Schafe Hörner haben können, war für viele eine neue und interessante Erkenntnis.

Natürlich Mähen –tiergestütztes Schulprojekt mit Nachhaltigkeitsfaktor
Die Schafe erfreuten nicht nur die Gemüter – sie machten sich zudem noch nützlich:
Das Gras auf den Wiesen hinter der Schule bekam einen schicken Saisonschnitt.
Organisiert und betreut wurde das Projekt von engagierten Studierenden des Wahlfaches „Grundlagen der tiergestützten Interventionen in der Sozialen Arbeit“. Ziel war es nicht nur, die Schafe artgerecht zu halten, sondern auch den pädagogischen Wert der tiergestützten Arbeit praktisch zu erleben und zu reflektieren, so die leitende Lehrkraft Jutta Frank.
Die Versorgung der Tiere erfolgte täglich – auch an Wochenenden – nach einem sorgfältig erarbeiteten Versorgungsplan. Nach einer Schulung übernahmen die angehenden Erzieherinnen und Erzieher selbstständig die Verantwortung für Ihre wolligen Schützlinge: Sie füllten Wasser auf, kontrollierten den Zaun und schauten, ob die Weide noch genug frisches Grün zu bieten hatte. Sorgfältig beobachteten Sie das Verhalten der Tiere: Sind alle fit? Oder sondert sich ein Tier von der Herde ab? Bei den sozialen Tieren ein sicheres Zeichen dafür, dass es ihm nicht gut geht. Doch zum Glück: Alle machten einen super Eindruck.
Besonderer pädagogischer Wert: Nichts erzwingen wollen, sondern das Loslassen üben
„Für mich war es ein besonderer Moment, als die Schafe, die sich zunächst scheu zeigten und wegrannten, nach einer Zeit des ruhigen Wartens langsam auf mich zukamen und sich sogar anfassen ließen“ Maria (26), 1. Ausbildungsjahr 01FSS2
Schafe leben im Hier und Jetzt. Ihre ruhige, sanfte Art wirkt entschleunigend – sie helfen uns, im Moment anzukommen, loszulassen und Verweilen als Wert zu erkennen.
Denn um den Tieren näher zu kommen, ist Einfühlungsvermögen gefragt. Angestarrt zu werden mögen die Fluchttiere überhaupt nicht – das erinnert sie zu sehr an das Fixieren eines Jägers, bevor er zum Sprung ansetzt. Wer Kontakt haben möchte muss daher abwarten können. Sich seitlich stellen, selbst erst einmal ruhig zu werden kann dabei helfen, den Tieren näher zu kommen. Oder auch tief durchzuatmen um den eigenen Stress los zu werden.

Lernen von und mit Schafen – ein Erfahrungsraum für angehende Pädagoginnen und Pädagogen
Da Schafe nicht „auf Knopfdruck“ reagieren, kann für kleinere Kinder vielleicht etwas zu herausfordernd sein. Aber für mich war das Nachdenken darüber, was es mit mir macht, wenn nicht gleich etwas passiert und wie ich damit umgehe, eine wertvolle Erfahrung. Szabina (36), 1. Ausbildungsjahr 01 FSS1
Wer mit Schafen arbeitet lernt, dass Beziehung nicht erzwungen werden kann, sondern über Vertrauen, Geduld und Authentizität entsteht – Grundlage jeder sensiblen pädagogischen Arbeit. Genauso wie der Respekt vor dem Gegenüber, achtsames Beobachten, Abwarten zu können, innere Ruhe und das Aushalten von Nicht-Steuerbarkeit.
Besitzerin der Schafe ist Carolin Schumann. Wer mehr über sie erfahren möchte kann sie auf Instagram finden.
Autorin: Jutta Frank