Die Projektwochen an der FSS
Projektarbeit liegt uns am Herzen und findet regelmäßig in allen Schulformen statt: entweder in Form von Projektwochen, als Unterrichtsfach oder -inhalt. Hier bieten wir Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit Talente zu zeigen und zu entwickeln, die im „normalen“ Unterrichtsgeschehen nicht immer zum Tragen kommen können.
Zu unseren Projektwochen laden wir immer wieder Künstler und Projektleiter ein, die außerhalb der Schule tätig sind und über umfangreiche praktische Erfahrung in der Arbeit mit Jugendlichen verfügen.
Das Unterrichtsfach „Medienprojekte“ bietet den Studierenden der Fachschule für Sozialpädagogik ganzjährig die Möglichkeit, eigene praktische Erfahrung in der Projektarbeit zu machen und in einer sozialpädagogischen Einrichtung in die Praxis umzusetzen.
Großer Applaus erfüllte am Freitag, den 17. April, das Foyer der Fachschule für Sozialwesen. Denn hier präsentierten rund 100 Studierende Ihre Ergebnisse der Projektwoche zum Thema LIVING IN A BARBIEWORLD.
Für eine ganze Woche haben fünf Künstler/innen mit angehenden Erzieher/innen an diesem Thema gearbeitet und dabei bemerkt, dass einzelne Studierende über mehr als 100 Barbiepuppen verfügen, die dort zum Einsatz gekommen sind!
Konzeptionell eingebettet ist die Projektwoche, die jedes Jahr direkt nach den Osterferien startet, in das Fachgebiet „Medien des sozialpädagogischen Handelns“. Darunter versteht sich ein bunter Fächerreigen der zum Ziel hat Studierende in ihrer Medienkompetenz interdisziplinär auszubilden. Neben der Gestaltung mit audiovisuellen Medien zählen dazu: Kunst, Kinder- und Jugendliteratur, Musik, Theaterpädagogik sowie Bewegung/Tanz.
Professionell und mit großem Engagement wurde die Projekte auch in diesem Jahr von freien Künstlerinnen und Künstlern geleitet. Wir danken:
Nadja Soukup für das Projekt Theater
Mathias Heinrichs für das Projekt Druck
Jungyeon Kim für das Projekt Tanz
Tillmann Döring für das das Projekt Poetryslam
Mädchen besitzen bis zu 30 Puppen aus der Barbie-Welt. Was macht die Faszination dieses Spielzeugs aus, und welche Botschaft vermittelt es? Absolventen der Alice-Eleonoren-Schule haben das während einer Projektwoche ergründet.
Sie ist die Königin der Mädchenzimmer. Ein Girlie mit perfektem Aussehen, immer nach der neuesten Mode gekleidet. Seit Barbie 1959 zum Stückpreis von drei Dollar den amerikanischen Markt überschwemmte, betört sie die Herzen der Mädchen und prägt ihren Geschmack. Doch sobald die Puppenmütter versuchen, sich ihrem Idol optisch anzugleichen, stoßen sie an ihre Grenzen.
Während einer Projektwoche haben sich drei Klassen der Alice-Eleonoren-Schule (Fachschule für Sozialpädagogik) mit dem Thema „Livin’ inna Barbie World“ auseinandergesetzt. Sie sollten sich überlegen, welche Fantasien, Träume, aber auch Albträume sie mit Barbie verbinden. Organisator und Impulsgeber war ihr Medienlehrer Uwe Dörr.
Rüstzeug für den späteren Beruf
Zum Abschluss wurden fünf eigenständige Interpretationen des Themas in der Schule an der Martinstraße 140 präsentiert. Die Vorführungen zeigten, wie viel Kreativität und Spielfreude die angehenden Sozialpädagoginnen und -pädagogen entwickeln können, wenn man ihnen dazu die Gelegenheit gibt. Beides werden sie im späteren Beruf – im Umgang mit ganz jungen oder ganz alten Menschen – gut gebrauchen können.
Uwe Dörr macht sich selbst zum Teil der Inszenierung, als er sich gegen Ende seiner Begrüßungsansprache zwei aufgeblasene Luftballons unter das Hemd stopft. Das Spiel kann beginnen. Zu den Klängen von „Also sprach Zarathustra“ schreiten schwarz gekleidete junge Frauen die Wendeltreppe herab.
Ähnlich wie im Märchen von Dornröschen bringen diese „Krähenweiber“ der frisch geborenen Barbie ihre Gaben: blondes Haar, Designerkleid, versteckte Depressionen, Diamanten. Und Intelligenz – aber diese, in Gestalt eines Buches, fällt neben die angedeutete Wiege. So ein Pech.
Im weißen Kleid präsentiert sich eine Barbie-Darstellerin mit ihrem Mustergatten Ken. Ein optisch perfektes Paar, das freilich nur Einkaufen, Schminken und Schönsein im Kopf hat. Kaum sind die „Krähenweiber“ aus ihren schwarzen Umhängen geschlüpft, mutieren sie, den kaum erreichbaren Idealmaßen 90,60, 90 hinterherhechelnd, zu Barbies Abziehbildern.
Mit ihren monströsen, aus Luftballons geformten Busen wirken die jungen Mädchen so grotesk wie ihr Small Talk. „Ken, was machst du so?“ „Ich sehe gut aus.“
Die zweite Gruppe der Schüler hat im Darmstädter Druckmuseum ein eigenes Barbie-Buch hergestellt. Darin hinterfragen die jungen Frauen die Perfektheit der Puppe, verpassen ihr Pickel, Tattoos sowie Armut und gelangen zu der Erkenntnis: „Perfekt ist, wer sich perfekt fühlt.“
Mit echten Barbie-Puppen wurde der Film „Barbie wird 70“ gedreht. Beim Interview kann die Superblondine endlich ihre abgrundtief bösen „Bitch“-Seiten zeigen. Die Filmemacher geben sie der Lächerlichkeit preis, als sie sie im Dönerladen zu türkischer Musik wie am Drehspieß tanzen lassen.
Einswerden mit dem Schimmelpilz
Tilman Döring, Darmstädter Slam-Poet, coachte sechs für dieses literarische Genre hochbegabte Schüler.
Die Ergebnisse des Dichter-Workshops sind ebenso beeindruckend wie die selbstsichere Vortragsweise der Autorinnen und Autoren. Christian erzählt, an Kafkas „Die Verwandlung“ angelehnt, von seinem allmählichen Einswerden mit wucherndem Schimmelpilz.
Patricia hetzt, förmlich mit der Stoppuhr in der Hand, durch den Tag einer Berufstätigen, die ihren Haaren und ihrem Make-up mehr Aufmerksamkeit schenkt als ihrem vor Hunger winselnden Magen. Barbies Welt des schönen Scheins wird hier mit der Hektik des modernen Lebens verknüpft – und das kann ja nur im Krankenhaus enden.
Eine tänzerische Choreografie zum Thema Barbie rundet die Präsentation ab. „Der Kuss der Muse ist geglückt“, stellt Uwe Dörr zufrieden fest. Manche Lehrer lernten ihre Schüler von einer ganz neuen Seite kennen: „Man sollte nicht glauben, dass das dieselben jungen Leute sind, die im Unterricht sitzen.“ pep