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Igelauswilderung im Lesegarten der Fachschule für Sozialwesen

Seit rund 7 Jahren hegen und pflegen unterschiedliche ErzieherInnen-Klassen mit großem Engagement den „Naturnahen Lesegarten“ am Standort Martinstraße. In Punkto Wasserversorgung eine besondere Herausforderung, denn die letzten Sommer waren heiß und die Ferien mussten überbrückt werden. Aber die Mühen haben sich gelohnt! Das so gewachsene kleine Naturparadies beherbergt ab diesem Jahr einen besonderen Dauergast: Igelmann Sami.

Ein Indikator für Klima und Artenvielfalt – der Igel

Igel Sami belebt ab Mai den Schulgarten, wo bereits ein alteingesessener Igel auf ihn wartet. Mit viel Glück ein Igelmädchen.

Der Klimawandel und der Schwund der Artenvielfalt werden gegenwärtig viel diskutiert. Während wir als Menschen das veränderte Klima in Form von z. B. Extremwetterereignissen wahrnehmen, die Konsequenz des Schwunds der Artenvielfalt, insbesondere der Insekten, spüren als erstes deren Fressfeinde.

Welche Konsequenz beides für kleine Säugetiere hat, lässt sich am Igel sehr gut sehen. Igel sind Winterschläfer und ‚wachen‘ überwiegend in den Monaten April und Mai auf. Werden sie durch konstante, warme Temperaturen schon im Januar oder Februar wach und beginnen mit der Paarung, überleben die Igelsäuglinge die Kälteeinbrüche im März oft nicht. Die Säuglingssterblichkeit, die schon durch Faktoren wie natürlichen Feinden, Autos, Mähroboter oder fehlenden Lebensraum ohnehin schon erhöht ist, wird dadurch noch größer.

Auch finden sich im späten Winter noch keine Insekten, die der Igel frisst, um wieder auf sein Gewicht zu bringen, das er vor dem Winterschlaf hatte. Hinzu kommt die massive Reduzierung der Insektenvielfalt und auch ihrer Anzahl. Igel sind Fleischfresser und ernähren sich am liebsten von Laufkäfern und Spinnen. Durch den Einsatz von Insektiziden gibt es weniger, daher weicht er auf Regenwürmer und Schnecken als Nahrungsquelle aus. Als Zwischenwirt sind sie Träger von Parasiten und nicht wenige Tiere überleben eine Infektion nicht.

Es ist daher wichtig, den natürlichen Lebensraum des Igels zu stärken und die Artenvielfalt zu erhalten und zu verbessern.

Igel Sami zieht ein

Erster Schritt der Auswilderung: Ein Gehege im späteren Lebensraum

Um den Studierenden ein Bild davon zu vermitteln, warum es wichtig ist, Artenvielfalt zu erhalten und das Klima zu schützen, habe ich sie in die Pflege und Auswilderung von Igel Sami einbezogen. Ich habe ihnen seine Geschichte erzählt: Sami wurde mir im Nov 2022 gebracht. Er hatte einen ‚Autounfall‘ und sein hinteres Bein lahmte, eine Lungenentzündung (Konsequenz der durch Schnecken übertragenen Lungenwürmer) und war viel zu dünn. Mit diversen Medikamenten wurde er bei mir zuhause in einer Plastikbox gesund gepflegt.

Weil die Medikamente bei ca. 20°C verstoffwechseln müssen, konnte er erst im Januar in den kontrollierten Winterschlaf. Er wohnte in einem Kaninchenstall bei mir im Garten.

Ende März war es dann so weit: Die Studierenden hatten einen geeigneten Auswilderungsplatz im Schulgarten ausgesucht und das Gehege aufgebaut (Sami musste sich erst ca. 3-4 Wochen an die Umgebung gewöhnen).

Die Studierenden kannten Sami bis dahin nur von Fotos und Filmen. Ende April hatten die Studierenden die Aufgabe, den Schulgarten Igel-sicher zu machen und Anfang Mai haben sie das Gehege abgebaut. Vorsichtig hatte ich den Schlafhaus-Deckel geöffnet und die Studierenden waren erstaunt, dass Sami es sich sehr gemütlich eingerichtet hatte. Die Aktion war ein wenig laut, so dass am Ende Samis kleines Schnäuzchen aus seinem Schlafzimmer herausschaute.

Zum Abschluss bekamen die Studierenden ein Portfolio mit den wichtigsten Informationen zum Thema Igel, zum Selberstöbern, Weitergeben oder als Info für Ihre zukünftigen Einrichtungen.

Text und Fotos: Annette Amon-Hassenzahl